An der Curry-Insel hängt bei mir noch ein bisschen Wehmut, denn ich kannte noch das alte, kleine, sehr intime Lokal in der Schlösslgasse und habe mich im 2004 bezogenen, größeren, eigentlich schöneren Lokal in der Lenaugasse nie so richtig wohlgefühlt. Außerdem habe ich so etwas arg Scharfes wie das seinerzeitige "original scharfe" Chicken Curry nie wieder serviert bekommen. Es ist immer noch ähnlich preisgünstig wie damals; leider hat die Küche im Laufe der letzten Jahre abgebaut.
Die Küche ist sri-lankisch (tamilisch), was geschmacklich eigentlich schon deutlich anders ist als die nordindische Küche - auch wenn es aussieht wie Fleisch oder Gemüse in Sauce, sind die Geschmacksträger doch andere. Viele der Speisen werden mit Sambar gereicht, eine gewürzte gemüsesuppenähnliche Sauce. Die hat zuletzt immer mehr wie österreichische Gemüsesuppe geschmeckt; das Sambar am Heuberg oder beim Monsoon überzeugt mich mehr.
Die Curries sind an sich okay; das Standard Chicken oder Lamm-Curry nicht uninteressant gewürzt, wogegen die nach Saison wechselnden vegetarischen Curries zuletzt überaus neutral geschmeckt haben. Einen unrühmlichen Abschied hat das Chili Chicken genommen. Das war früher knusprig geröstetes Hühnerfleisch mit vielen roten Chilies, jetzt sind es kleine, geschmacksneutral gekochte Fleischkügelchen in wässriger Tomatensuppe mit Chilipulver. Hat mir überhaupt nicht geschmeckt. Auch das Devilled Chicken hat ein wenig abgebaut, das hat zuletzt in erster Linie nach Chilipulver und den Paprikaschoten geschmeckt, die in zu reichlicher Zahl mit dem Fleisch geröstet wurden - die früher vorhandene interessante Würzung war nur in Ansätzen erahnbar. Fazit: die Küche hier ist ein wenig in der Krise.
Auf der Karte gibt es kleine Portionen, von denen man am besten 3 verschiedene kombiniert, oder große Portionen, bei denen 1 Curry mit Beilage kommt. Wer unentschlossen ist, kann sich "Saadam" bestellen, das ist ein Teller mit mehreren verschiedenen Curries und Reis auf einem Teller.
Vor vielen Jahren habe ich hier mal "original scharf" bestellt und habe gelitten wie nie zuvor, danach war es aber nie wieder so extrem. Zuletzt musste man "original scharf" bestellen, um sehr scharf zu bekommen..
Freundliche, unaufgeregte, dezente Bedienung ohne den geringsten Grund zur Klage. Ausgezeichnetes Preis-/Mengenverhältnis - um 10 Euro (Vorspeise/Hauptspeise/Reis) kann man hier so satt werden wie anderswo um 25 Euro nicht.
Vorspeisen ab € 2,80; Hauptspeisen inklusive Reis vegetarisch ab € 6,40, mit Fleisch ab € 7.
Gedeck wird nicht extra verrechnet.